ACOMEN Konferenz in Lüttich

Gruppenfoto

Zur 8th International Conference on "Advanced COmputational Methods in ENgineering" in Lüttich organisierte SiMET-PostDoc Dr. Fabian Castelli zusammen mit Prof. Dr. Thomas Carraro von der Helmut Schmidt Universität Hamburg und Prof. Dr. Matteo Icardi von der University of Nottingham ein Minisymposium zum Thema "Electrochemical Processes for Batteries and Fuel Cells: Modeling and Numerical Methods". Insgesamt acht international Vortragende sind angereist, um sich über aktuelle Forschungsfragen rund um die numerische Lösung von Batteriemodellen auszutauschen. Dabei war der Graduiertenkolleg SiMET gleich mit drei Vorträgen von Dr. Fabian Castelli, Johanna Mödl und Raphael Schoof vertreten. Ein besonderer Schwerpunkt des Minisymposiums war die Frage: Wie kann man numerische Löser für Batteriemodelle standardisiert vergleichen? Das Minisymposium selbst diente als Kick-Off Meeting für nachfolgende virtuelle Treffen, in denen ein Rahmen abgesteckt werden soll, um gemeinsam Anforderungen und Beispiele für Benchmarks zu definieren. Ziel ist es, die internationale Batterie-Community näher zusammenzubringen und einheitliche Testsetups unabhängig von der Implementationsweise zu erarbeiten, mit denen aktuelle und zukünftige Löser auf Genauigkeit und Performanz verglichen werden können.

Das TVT auf Exkursion in Offstein und Darmstadt

TVT-KITKIT-TVT

Am 07. November 2019 besuchten 29 Teilnehmer der diesjährigen TVT-Exkursion im Rahmen der Vorlesung Industrielle Kristallisation zunächst das Werk Offstein der Firma Südzucker. Im Rahmen eines interessanten Vortrags rund um das (zumeist) weiße Kristallisat wurde das bereits in der Vorlesung „Industrielle Kristallisation“ erworbene Wissen wieder aufgefrischt und um einige Details erweitert. Die Führung durch das Werk, durchgeführt durch langjährige Mitarbeiter der Firma, war trotz des schlechten Wetters für alle ein tolles Erlebnis. Aufgrund der laufenden Erntezeit der Zuckerrübe stand im wahrsten Sinne des Wortes kein Band still. Im Minutentakt fuhren die vollbeladenen LKW ein und ließen die Zuckerrübe ihren Weg durchs Werk gehen. Nach der Wäsche ging es über große Förderbänder in die Zerkleinerung und dann zur Auskochung. Nach Extraktion, Aufreinigung und Eindickung folgte der zentrale Kristallisationsprozess. Alles im kontinuierlichen Betrieb mit einem Durchsatz von 18.000 t pro Tag. Nach dem abschließenden Mittagessen konnten noch offene Fragen geklärt werden, sodass alle mit vollen Mägen und Köpfen die Weiterfahrt angehen konnten.

Am Nachmittag und frühen Abend war noch Zeit, das kulturelle Interesse aller zu wecken. Neben dem kurzfristig eingelegten Stopp an der Weltkulturerbestätte „Kloster Lorsch“ wurde die Stadt Darmstadt im Rahmen einer Stadtführung erkundet. Der Ausklang des Tages fand dann bei Fingerfood und kalten Getränken im Bowling-Center bei der Jagd auf Strikes statt.

Der zweite und letzte Tag begann um 8 Uhr mit einer einstündigen Werksrundfahrt bei der Firma Merck in Darmstadt. Hierbei wurden die Tätigkeitsfelder der Firma in den Bereichen der Pharmawirkstoffe, der Flüssigkristalle und der Halbleiter herausgestellt und im Werksgelände verortet. Nach der Führung übernahm der ehemalige TVT-Doktorand Dr.-Ing. Philipp Lau die Gruppe, um zusammen mit seinen Kollegen den angehenden Verfahrenstechniker_innen die Arbeit in der Verfahrensentwicklung näher zu bringen. In Vorträgen, Laborführungen und Gesprächen in Kleingruppen wurden Fragen beantwortet bzw. aufgeworfen, sodass es nie langweilig wurde und viele neue Eindrücke gewonnen werden konnten.

Zum Abschluss der Exkursion besuchten wir das „European Space Operation Centre (ESOC)“ in Darmstadt. Nicht zuletzt durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Alexander Gerst war dies ein Highlight (wenn auch nicht aus verfahrenstechnischer Sicht) dieser Exkursion. Uns wurden die durch die ESA durchgeführten Satellitenmissionen nähergebracht und zudem die Arbeit der unterschiedlichen Bodenteams gezeigt. Die Führungen finden während des Tagesgeschäfts statt, sodass den Operators direkt über die Schulter geschaut werden kann. Zudem sind auf dem Gelände ein „Ingenieursmodell“ der Sonde „Exomars“ und Nachbauten anderer Sonden zu bewundern.

Mit diesen vielen Eindrücken kehrten wir am Freitagabend nach Karlsruhe zurück und werden uns immer gerne an diese Exkursion erinnern.

Trauer um Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Ernst-Ulrich Schlünder

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Institutes für Thermische Verfahrenstechnik trauern um ihren ehemaligen Institutsleiter Professor Ernst-Ulrich Schlünder.

 

Ernst-Ulrich Schlünder ist in Liegnitz geboren. Nach den Kriegswirren absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Schlosser bei der Firma Opel und anschließend von 1949 bis 1952 eine Ausbildung zum Ingenieur an der damaligen staatl. Ingenieurschule in Frankfurt. Danach war er in der Industrie bei Fa. Linde in Wiesbaden tätig. Von 1954 bis 1958 studierte er an der TH Darmstadt Maschinenbau, wobei er Schwerpunkte im Studium auf die von Prof. Dr. O. Krischer angebotenen Vorlesungen in Richtung Verfahrenstechnik und auf die von Prof. Schönemann angebotenen Vorlesungen in Chemischer Technik, legte. Prof. Krischer erkannte seine Fähigkeiten und so wurde Ernst-Ulrich Schlünder an seinem Lehrstuhl 1958 wissenschaftlicher Assistent. Im Jahre 1962 wurde Ernst-Ulrich Schlünder mit einer grundlegenden Arbeit „über die Trocknung ruhender Einzeltropfen und fallender Sprühnebel“ zum Dr.-Ing. promoviert.

Die Trocknungstechnik war der Mittelpunkt der Arbeiten des Instituts, das Prof. O. Krischer in Darmstadt aufgebaut hatte. Krischer verstand mit großem Erfolg, die Trocknungstechnik zu einem Gegenstand der Wissenschaft zu machen. Die Arbeiten seiner Schüler sind alle in das von ihm verfasste Werk „Die wissenschaftliche Grundlagen der Trocknungstechnik“ eingetragen. Die Arbeiten der „Krischer-Schule“ in Darmstadt fanden weltweite Anerkennung. Mit Prof. Toei in Kyoto, dem „anderen“ großen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Trocknungstechnik, bestanden einige Kontakte, die von E. U. Schlünder nachfolgend weiter ausgebaut wurden. O. Krischer war von den Fähigkeiten seines Mitarbeiters überzeugt und regte ihn an, weiterhin wissenschaftlich tätig zu sein und sich zu habilitieren.

Im Jahre 1964 legte Ernst-Ulrich Schlünder seine Habilitationsschrift mit dem Thema „Wärme- und Stoffübertragung zwischen durchströmten Kugelschüttungen und festen Oberflächen von Einzelkörpern und Kanälen“ vor. Er erhielt die venia legendi und lehrte zunächst in Darmstadt.

Bereits 1963 hatte er in der Nachfolge des nach Stuttgart wegbeworbenen Professors D. H. Glaser kommissarisch die Leitung der damaligen „Forschungsgruppe für Wärme- und Kältetechnik“ im Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen übernommen. Ebenfalls in der Nachfolge von Prof. Glaser übernahm Ernst-Ulrich Schlünder von 1966 an Lehrverpflichtungen in Hannover. Im folgenden Jahr wurde er hauptamtlicher Leiter der jetzt in „Forschungsgruppe für Thermodynamik, Wärme- und Stofftransport“ unbenannten Gruppe innerhalb des Max-Planck-Instituts für Strömungsforschung, dessen Leiter der für die Turbulenzforschung bekannte Professor Dr. W. Tollmien war.

Prof. Dr. H. Rumpf überzeugte 1966 Ernst-Ulrich Schlünder davon, dass die Nachfolge von E. Kirschbaum auf dem Lehrstuhl für „Apparatebau und Verfahrenstechnik“, der bei der Wiederbesetzung dann in „Thermische Verfahrenstechnik“ umbenannt wurde, für ihn erfolgsversprechend und mit mehr experimentellen Möglichkeiten verbunden sei, als die Nachfolge auf den ebenfalls angebotenen Lehrstuhl von O. Krischer in Darmstadt. So trat am 1. Mai 1967 Ernst-Ulrich Schlünder den Dienst als ordentlicher Professor für Thermische Verfahrenstechnik in Karlsruhe an. Hier entfaltete er von Anfang an eine rege Forschungs- und Lehrtätigkeit. Um der Verfahrenstechnik oder – wie es das amerikanische Vorbild „Chemical Engineering“ vorgibt – dem Chemieingenieurwesen die gebührende Bedeutung und Selbstständigkeit neben dem Maschinenbau zu geben, gehörte er 1969 zu den Gründern der Fakultät Chemieingenieurwesen.

Mit den Faklultätskollegen Rumpf und Sontheimer regte er den langjährigen SFB 62 „Technische und chemische Verfahrenswissenschaften“ an, aus dem in der Folge viele Dissertationen auf den verschiedenen Fachgebieten der Fakultät hervorgegangen sind. Die nachfolgenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Gas- und Wasserreinigung, der Wärme- und Stoffübertragung in Festbetten und Reaktoren und der Ein- und Mehrphasenströmung charakterisieren die Zusammenarbeit der Wissenschaftler der Fakultät und ihrer gemeinsamen Interessen mit den Kollegen der Fakultät Chemie. Auch der zweite SFB in der Fakultät, der 1986 in der Nachfolge des SFB 62 eingerichtete SFB 250 „Selektive Reaktionsführung an festen Katalysatoren“ fußt auf Ideen von Ernst-Ulrich Schlünder und vereinte die erfolgreiche Bearbeitung weiterer wissenschaftlicher Themen.

Neben diesen Arbeiten auf dem Gebiet der Wärme- und Stoffübertragung setzte Ernst-Ulrich Schlünder einen deutlichen Schwerpunkt in den Arbeiten seines Instituts auf dem Gebiet der Trocknungstechnik. Außer vielen neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Konventionstrocknung, so z.B. zur Strom-, Prallstrom- und Durchströmungstrocknung, erarbeitete Ernst-Ulrich Schlünder mit seinen Mitarbeitern die Grundlagen der Kontakttrocknung. Hier leistete er Pionierarbeit und erfährt weltweite Anerkennung. Einen zweiten Schwerpunkt bilden die Arbeiten, die sich mit der Trocknung von lösungsmittel- und lösungsmittelgemisch-beladenen Produkten beschäftigen. In diesen Arbeiten kommt die volle Breite der Thermischen Verfahrenstechnik durch das Zusammenspiel von Kinetik und Gleichgewicht und die spezifischen Eigenschaften der Feststoffe zur Anwendung.

Die wissenschaftliche Arbeit von Ernst-Ulrich Schlünder zeichnete sich gleichzeitig durch große praktische Bedeutung und durch die tiefe Durchdringung der wissenschaftlichen Grundlagen aus. Jeder experimentelle Befund führt zur Entwicklung von Modellen, mit denen versucht wird, das Geschehen mathematisch zu beschreiben und – was für die praktische Anwendung der Ergebnisse besonders wichtig ist – Extra- und Interpolationen von gefundenen Gesetzmäßigkeit möglich zu machen. Ernst-Ulrich Schlünder hat im Laufe seines wissenschaftlichen Werdegangs nie die praktische Anwendung und die Notwendigkeit zur Vermittlung der Ergebnisse an der in der Praxis tätigen Ingenieure vernachlässigt. Er verfasste eine große Anzahl wissenschaftlicher Artikel sowie Fach- und Lehrbücher.

Er war Vorsitzender des Redaktionsausschusses des in dreijährlichem Rhythmus erscheinenden VDI-Wärmeatlas und war verantwortlich für die Weiterbildung dieses Werkes. In Anlehnung an dieses Werk hat er das Entstehen des zu weltweiter Bedeutung gelangten Heat Exchanger Design Handbook angeregt und hat dafür selbst mehrere Abschnitte verfasst. Er war in den Editional Boards zahlreicher wissenschaftlicher Zeitschriften und Editor in Chief der Zeitschrift Chemical Engineering & Processing. Er gehörte den Boards vieler internationaler Konferenzen an. In Deutschland war er Gutachter der DFG und hat viele Jahre als Gutachter der AIF gewirkt.

Trotz der zahlreichen Verpflichtungen in den verschiedenen Gremien, zu denen auch der Senat der Universität und eine Tätigkeit als Dekan der Fakultät gehörten, hat Ernst-Ulrich Schlünder immer wieder selbst und eigenständig wissenschaftliche Veröffentlichungen abgefasst. Die zahlreichen Forschungsarbeiten von Ernst-Ulrich Schlünder im Bereich Thermische Trennprozesse, Wärme- und Stofftransport und Trocknungstechnik wurden mit renommierten Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Arnold Eucken Preis, die Arnold Eucken Medaille, die Medaille Gustave Trasenster, der Award for Excellence in Drying Reserach, und er Ernest Solvay Preis. Im Jahr 1995 erhielt er den Landesforschungspreis des Landes Baden-Württemberg. Er ist Ehrendoktor des l´Institut National Polytechnique de Lorraine, Nancy (1987), der University of Surrey, Guildford, UK (1997) und der Slovak Technical University, Bratislava (1999).

Während seiner beruflichen Laufbahn lehrte Ernst-Ulrich Schlünder als Gastprofessor am IIT Madras (Indien), an der UC Berkeley (USA), am ENSIC Nancy (Frankreich), an der University of Canterbury (Neuseeland) und am Trinity College der University of Cambridge (Großbritannien).

Ernst-Ulrich Schlünder wäre am 6. September 90 Jahre alt geworden.

 

Das TVT auf Exkursion zur BASF!

Im Rahmen den Profilfachs „Angewandte Thermische Verfahrenstechnik“ fand am 29.05. als Abschluss eine Exkursion zum Chemie-Verbundstandort der BASF in Ludwigshafen statt. Das Profilfach beschäftigt sich mit aktuellen Themen in der Energiewende, wie z.B. Wärmerückgewinnung, Trocknung von Lithium-Ionen-Batterieelektroden oder Energiespeichern.

Dazu wurde im Wintersemester zunächst in grundlagenorientierten Laborversuchen die Basis für das Prozessverständnis gelegt. Es wurden ein Doppelrohr-Wärmeübertrager charakterisiert, eine Batteriepaste getrocknet und auf charakteristische Eigenschaften analysiert sowie die Kristallisation zur Verwendung als Speicherprozess infolge des Phasenwechsels untersucht. Im Sommersemester wurde darauf aufbauend eine Projektarbeit im Team durchgeführt. Die Projektarbeit umfasste eine Scale-Up-Fragestellung zu den grundlegenden Verfahrensschritten aus den Laborversuchen, wie z.B. die Auslegung eines Wärmespeichers für eine 100-Einheiten-Wohnanalge oder die Wärmerückgewinnung bei der Milchproduktion zur Trinkwasservorwärmung.

Zum Abschluss wurde eine Exkursion zur BASF durchgeführt, um das Erlernte im Produktionsmaßstab in Realität zu besichtigen. Nach einer generellen Einführung im Besucherzentrum wurde ein einstündige Werksrundfahrt zur Demonstration der Vielfalt der in der BASF betriebenen Chemieanlagen durchgeführt. Daran angeschlossen haben kurze Vorträge von Jungingenieuren zu deren Einstieg und bisherigen Werdegang in der BASF. Beim gemeinsamen Mittagessen bestand dann viel Zeit für einen regen Austausch, was auch kräftig genutzt wurde. Daran angeschlossen hat eine ausführliche Besichtigung der Lysmiral- und Butylfabrik. Beide Fabriken gehören zu den weltweit größten ihrer Art und haben den Studierenden den Anlagenbau sowie den Produktionsbetrieb von Grundchemikalien im Tonnenmaßstab inkl. notwendiger Logistik näher gebracht. Anschließend wurde zum Abschluss der Sonderanlagenbau besucht, wobei der Schwerpunkt hierbei auf der Fertigung von Spezialteilen mittels 3D-Druck lag. Insgesamt war es eine sehr gelungene Exkursion, die das Erlernte im Profilfach perfekt in der Praxis demonstriert hat. Für viele Studierenden war es der erste Besuch in einem derart großen Chemieunternehmen, so dass alle mit großen Eindrücken nach einem erfüllten Tag wieder nach Hause gefahren sind.